Um die kleinen Herausforderungen unseres Alltags zu meistern, zeigen kreative Menschen eine besondere Form von Lebenstüchtigkeit: Warum eine Pfanne mit Wasser aufsetzen, wenn man sich die Würstchen auch im Wasserkocher warm machen kann? Warum sich mit einem Bügeleisen um zerknitterte Hemden verrenken, ein Haarglätter ist doch viel handlicher. Warum eine Banane in Stücke schneiden, wenn sie sich doch durch ein Backgitter drücken lässt? Zahnpasta auf die Zahnbürste drücken? Geht doch viel einfacher, wenn man eine Wasserpistole umfunktioniert. Lifehacks sind ein Unterhaltungsgenre für sich geworden. Das Web ist voller kurzer Clips, in denen Lösungen gefunden werden, für Probleme, die es genaugenommen nicht wirklich gibt.
Es sind Was-wäre-wenn-Anordnungen, Spiele mit eigenen Regeln und Geschichten. Die meist offensichtliche Zweckfreiheit der Lösungen verleiht diesen Vorhaben einen Kunststatus. Denn man muss doch erstmal auf die Idee kommen, aus hunderten von Petflaschendeckeln einen Wäschekorb zu basteln. Oder hatten Sie schon mal den Gedanken, aus ein paar Kartonröhren einen Laubbläser zu konstruieren?
Gerade die Absurdität der Ideen macht ihren Wert aus. Einen Moment lang aus einem leicht verschobenen Winkel auf die Welt schauen. Sich fragen, wie es auch anders (nicht) gehen könnte. Und schon ist man in einem ästhetischen Spiel, das mitunter traumhafte Wege einschlagen kann. Auf einmal treten Zusammenhänge zum Vorschein, die wir bis anhin nicht mal denken konnten.
Die Frage ist berechtigt: Wie komme ich in diesen Winkel? Dazu braucht es ein wenig Übung in Abseitigkeit und die Bereitschaft auf Neuland. Manchmal nützt auch ein kleiner Schubser, der einen aus der gewohnten Spur in eine neue Rille befördert. Und dieser leichte Push, es kann übrigens auch ein Hug sein, gibt es auf den folgenden Seiten gleich mehrfach.
Kulturelle Happenings holen uns auch in der Groteske des Alltags ab und lassen ihn uns danach etwas anders betrachten. Entspannter, gelöster, erfrischter. Oder in den Worten von Klodin Erb, deren Werke gerade im Aargauer Kunsthaus gezeigt werden, hilft Kunst uns, zusammenzustehen, sensibel und luftig zu bleiben.
Man kann diese Techniken des kulturellen Spiels nicht genug früh lernen. Silvia Roos und Stefan Humbel kreieren seit dreissig Jahren Objekt- und Figurenwelten für die Kleinsten – wir haben die beiden besucht. Und auch in der Schule ist das Thema seit längerem angekommen: Das kantonale Programm «Kultur macht Schule» bringt seit zwanzig Jahren Kulturschaffende und Kinder zusammen, um genau diese Wege in die Kreativität gemeinsam zu entdecken.
Ich hoffe, wir haben Sie mit dem Laubbläser nicht auf eine dumme Idee gebracht … Scheitern gehört dazu und Bücher sind auch eine Alternative, andere Welten kennenzulernen, wie etwa die Philippinen.