AGKV/PRO ARGOVIA

Wenn der «Kokon» zum Schmetterling wird

Von
Regula Laux

Eigentlich sollte eine Künstlerin tieftraurig sein, wenn eines ihrer Kunstwerke in Einzelteile zerlegt wird. Nicht so Christiane Hinrichs: Sie lud Mitte Juni Freund*innen und Interessierte nach Aarau ein, um mit Hand anzulegen bei der «Zerstörung» ihres «Kokons», ein raumgreifendes Geflecht, 9 × 5 × 4 Meter gross. Hinrichs hatte lange Stahlbänder – Abfallprodukte der Holzbündelung im Wald – über Monate ineinander verflochten. Das künstlerische Experiment wurde ideell, finanziell und fotografisch begleitet durch die Kulturstiftung Pro Argovia.

«Ich bin hochzufrieden und erfüllt», strahlt Christiane Hinrichs, während sie auf die akkurat geschnittenen, in langen Reihen fein säuberlich aufgereihten 80 cm Stücke schaut, den Überbleibseln ihres Kunstwerkes. Der «Kokon» sei eine Metapher für ihre persönliche Entwicklung als Künstlerin, so Hinrichs in einem Interview mit Pro Argovia. Und weiter: «Sinnbildblich steht der ‹Kokon› auch für die gemeinsame Entwicklungsarbeit, mit der wir das Projekt ‹Wellrock› zum Fliegen gebracht haben.»

Projekt «Wellrock»? Ein Zwischennutzungsprojekt des «Rockwell»-Gebäudes in Aarau, das diversen Kunstschaffenden verschiedener Bereiche eine günstige, vorübergehende Nutzung der ehemaligen Rockwell-Liegenschaft ermöglichte. Was 2022 eher harzig begann, entwickelte sich prächtig. Ein möglicher Prototyp für zukünftige Zwischennutzungen? Leerstehende Gebäude, die – meist begleitet von langwierigen Planungsprozessen – abgerissen oder umgebaut werden sollen, gibt es so einige im Kanton Aargau. Und wenn bei der Zusammenarbeit zwischen Immobilienfirma, Stadt Aarau und Künstlerin sogar ein Kurzfilm entsteht, kann wohl getrost behauptet werden, dass sich der «Kokon» zu einem Schmetterling entwickelt hat. 

christianehinrichs.com

Regula Laux, Medienpädagogin, Laufenburg, Stiftungsrat Pro Argovia, Mitglied des AGKV-Vorstands