AGKV/PRO ARGOVIA

Von Messern, Handys und Flitzebögen

Von
Regula Laux

Grossfamilientreffen im Ferienhaus: Joris, 5, legt am Frühstückstisch ein kleines Klappmesser neben seinen Teller. Darauf steht: «Joris», darunter die Handynummer der Eltern. Auf das etwas irritierte Nachfragen reagiert er locker: «Ich hab’ das schon lang, aber Runa (seine kleine Schwester) musste erst warten, bis sie drei ist.» Ein scharfes aber immerhin vorn abgerundetes Messer mit drei Jahren? Gewöhnungsbedürftig, denke ich.

Wenn Joris und Runa Teenager sind, wird die Handynutzung von Jugendlichen wohl geregelt sein. Spätestens seit dem Bestseller «Generation Angst» des US-Psychologen Jonathan Haidt ist sie losgetreten, die Diskussion um Verbannung versus Integration der Smartphones an Familientischen und Schulen. Die Debatte zeige eine Überforderung im Umgang mit der sich rasend schnell entwickelnden digitalen Welt, ist Lulzana Musliu von Pro Juventute überzeugt: «Bei Überforderung greift man zu scheinbar einfachen Lösungen.» Einem Verbot. Bei der Diskussion am Frühstückstisch im Ferienhaus ist man / frau sich nicht einig. Klar ist: Viele Jugendliche fühlen sich bei TikTok und Co. zu Hause, wissen aber nicht, dass Tech-Riesen wie Meta oder Alphabet ganz bewusst süchtig machende Apps und Algorithmen auf sie ansetzen. Hier ist Medienkompetenz gefragt, und die wird nicht durch Verbote vermittelt. Joris sitzt inzwischen im Gras und bearbeitet einen Ast. «Das wird ein Flitzebogen, die Pfeile sind schon fertig.» Beim Abräumen führt der Weg vorbei an den Brüdern Nelio, 5, und Moritz, 3, die mit Vater David auf dem Sofa liegen und gespannt den Abenteuern von «Pettersson und Findus» lauschen. Eine kleine, heile analoge Welt… noch!

Regula Laux, Medienpädagogin, Laufenburg, Stiftungsrat Pro Argovia, Mitglied des AGKV-Vorstands