Wander*innen zwischen musikalischen Traditionen: Das ContempArabic Ensemble.
zvg
Das ContempArabic Ensemble von Stephan Athanas spannt seit über 25 Jahren musikalische Brücken zwischen Europa und Nordafrika. Im Oktober tourt die Gruppe durch den Aargau.
Jazz war immer ein Bastard mit vielen Vätern und Müttern. Entstanden vor gut hundert Jahren aus schwarzen und weissen Ingredienzien aus aller Welt, ist Jazz trainiert dafür, noch mehr Zutaten aufzunehmen und zu assimilieren. Und dass Schweizer Jazz geradezu prädestiniert ist, arabische Musiken zu integrieren, hat seit George Gruntz’ Album «Noon in Tunesia» von 1967 gute Tradition. Und in dieser, allerdings mit einem völlig eigenen Zugang, bewegt sich der Aarauer Bassist und Komponist Stephan Athanas mit seinem «ContempArabic Ensemble» seit über fünfundzwanzig Jahren.
Angefangen hatte alles mit einem Atelieraufenthalt in Kairo; die Musik des Maghreb mit ihren ungewohnten Tonsystemen und Rhythmen faszinierte ihn sofort und liess ihn seither nicht mehr los. Mittlerweile ist der ausgebildete Jazzbassist Stephan Athanas ebenso vertraut mit den harmonischen Gegebenheiten der arabischen Musik wie mit denjenigen europäischer und amerikanischer. Um diese so unterschiedlichen musikalischen Welten zusammenzubringen allerdings, waren Musiker*innen gefragt, die sich auf das Abenteuer einlassen wollten.
Athanas hatte das Glück, drei ausgewiesene Spezialist*innen zu finden, die auf beiden Seiten des Mittelmeeres musikalisch zuhause sind. Samiha Ben Said ist Sängerin und spielt die Quanûn, die arabische Zither, Samir Ferjani spielt Flöte, sein Hauptinstrument allerdings ist die Ney, die arabische Bambusflöte, und Benji Fellous schliesslich ist verantwortlich für die Perkussionsinstrumente Nordafrikas, die Darbouka, den Tamburin Riq und die grossen Rahmentrommeln.
Aus Frankreich und der Schweiz kommen Musiker dazu mit Saxofon, elektrischer Gitarre und «normalem» Drumset. Das Problem ist allerdings, dass eine Nay und ein Saxofon zwar ähnlich funktionieren, allerdings völlig verschiedenen Tonsystemen gehorchen, und auch eine Gitarre oder ein Bass sind gemacht, um in Dur und Moll zu spielen, während die Qanûn anders gestimmt ist.
Genügend herausforderndes Futter also für einen ideenreichen Komponisten wie Stephan Athanas, die beiden Kontinente zumindest musikalisch zu verbinden. Nach so langer Zeit, in der er als Wanderer zwischen den Kulturen unterwegs ist, spricht er die Sprachen, zumindest die musikalischen, perfekt!