Sounds

Protopop, Punk und Protest

Von
Philippe Neidhart

Post-Punk mit Grossstadtlyrik: Isolation Berlin.

Drei Bands aus Deutschland bringen schwermütige Romantik, Gesellschaftskritik mit Gitarren-Riffs und harte Bässe ins Kiff in Aarau und ins Royal Baden.

Der neuste Longplayer von Isolation Berlin mit dem Titel «Futuristic Babies» fühlt sich an wie ein Spaziergang durch die Hauptstadt der Bundesrepublik: Wir treffen auf einen Trinker, der sein Leben hinterfragt, Ratten geistern durch die U-Bahn-Tunnels und auf der Parkbank singt ein einsamer Mann sein sehnsüchtiges Lied. Das Quartett um den Schwermutsromantiker Tobias Bamborschke (der im Übrigen auch noch als Schauspieler und Lyriker tätig ist) hat sich in den vergangenen zehn Jahren zu einer der spannendsten Indie-Bands Deutschlands entwickelt, und das liegt nicht zuletzt an den vielschichtigen Arrangements: Mit Post-Punk über New Wave bis hin zu Rock und Chanson – sie selbst nennen es Protopop – überzeugen Isolation Berlin auch die letzten Zweifler*innen von ihren musikalischen Qualitäten. Textlich geht’s vornehmlich poetisch melancholisch zu und her, doch immer augenzwinkernd und mit einer guten Prise Selbstironie.

Rave gegen Kapitalismus

Auch die Dada-Rave-Punker*innen Kochkraft durch KMA aus Duisburg-Marxloh haben mit «Hardcore never dies das» eine neue Scheibe am Start. Mit Zynismus und Wortwitz gegen das System, so lautet die Devise, und das wird allein schon in Songtiteln wie «Gutes Arbeitsklima, trotzdem kalt» klar. Hier ballert der Bass zu sozialkritisch-feministischen Texten, Überarbeitung und Selbstoptimierungsdruck werden angeprangert, Profiteuren des Kapitalismus den Spiegel vorgehalten. 

Kochkraft durch KMA: Dada-Rave-Punk.

Musikalisch präsentieren sich Kochkraft durch KMA dabei etwas poppiger (oder positiver: etwas weniger sperrig) als auf dem Vorgängerwerk, aber noch immer mit einer guten Portion Techno, Synthpunk und Electroclash, so dass im Moshpit garantiert keine Langeweile aufkommt. Und dann ist da noch die überaus wandelbare Stimme von Sängerin Lana, die sich in lieblichem Gesang genauso zuhause fühlt wie im Rap oder bei rebellischen Schreien.

Klare Kante

Mit Hymnen wie «Antifascista» oder «Keine Angst» haben sie sich längst einen festen Platz in den Herzen vieler Punkrock-Fans erspielt, nun kommen ZSK mit frischem Sound im Gepäck nach Aarau ins Kiff. Treibende Drums, catchige Riffs und Mitsingmelodien – der brandneue Longplayer «Feuer & Papier» prangert Missstände an und ist gleichzeitig ein Aufruf zur Hoffnung und zu mehr Mut, sich den Herausforderungen zu stellen: «Egal, ob es um persönliche Kämpfe oder gesellschaftlichen Protest geht – wir wollen zeigen, dass niemand alleine ist», so Frontmann Joshi.

Klare Kante gegen Rechts, geiler Sound: ZSK aus Berlin.

ZSK zeigten schon immer klare Kante, schrieben Songs gegen Fremdenfeindlichkeit und Polizeigewalt, machten sich für Tierrechte stark. Auch neben der Bühne engagieren sie sich, so gründeten sie mit «Kein Bock auf Nazis» die grösste Jugendorganisation gegen Rechtsextremismus in Deutschland.

BADEN Royal, Mi, 15. Oktober, 20 Uhr (Isolation Berlin)

AARAU Kiff, Fr, 17. Oktober, 19.30 Uhr (ZSK); Sa, 25. Oktober, 20 Uhr (Kochkraft durch KMA)