Subtiler Vulkan am Piano: Ilya Shmukler.
zvg
Der Pianist Ilya Shmukler hat schon auf mancher Bühne mit seinem differenzierten Spiel für Aufsehen gesorgt. Nun reist er mit Rachmaninoff und Chopin im Gepäck nach Boswil.
Im Künstlerhaus Boswil macht mit Ilya Shmukler ein Pianist Station, der zu den technisch und interpretatorisch komplettesten Künstlern zu zählen ist. Im letzten Jahr hat er den renommierten Géza Anda-Wettbewerb gewonnen und seither läuft es rund für den 30-jährigen Ausnahmekönner, der in Moskau aufwuchs und heute in den USA lebt.
Dass ein einziger Pianist beim Abschlusskonzert des Géza Anda-Wettbewerb für Furore sorgt, ist eher selten, zu dicht das Teilnehmerfeld, zu hochstehend die Darbietungen. Da muss es schon eine ganz besondere Bewandtnis haben, dass Ilya Shmukler das Kunststück gelang, alle Wettbewerbe zu gewinnen, den Publikumspreis, den Preis der Junior Jury sowie den Preis des Musikkollegiums Winterthur.
«Shmukler ist ein Vulkan» schrieb eine Zeitung nach dessen Triumph. Wie irreführend solch spektakuläre Bezeichnungen sind, die oft unhinterfragt übernommen werden, zeigte Shmukler mit Schuberts A-Dur-Sonate D 664, mit der er die 2. Runde beim Wettbewerb bestritt. Derart innig und subtil, wie er dieses Stück interpretierte, verrät einen emotional abgeklärten und höchst differenziert spielenden Interpreten.
Es ist gerade diese breitgefächerte Palette, die Shmukler auszeichnet, die in Boswil bewundert werden kann, stehen doch zwei gewichtige Klaviersonaten der Literatur auf dem Programm: diejenige von Sergeij Rachmaninoff Nr. 1 d-Moll op. 28 und diejenige von Fréderic Chopin Nr. 3 h-Moll op. 58. Rachmaninoffs Klaviersonate liegt ein Programm zu Goethes «Faust» zu Grunde. Dominiert die Figur Fausts den ersten, so Gretchen den zweiten und Mephisto den dritten Satz. Ein differenziertes Spiel, um die verschiedenen Charaktere zu evozieren, ist hier besonders wichtig.
Auch Chopin hat mit seiner Sonate ein Werk voller Farbenreichtum und Monumentalität komponiert, das nicht von Ungefähr den Beinamen «Konzert ohne Orchester» trägt. Ein weites Feld also für den klavieristischen Tausendsassa Ilya Shmuker, der sowohl Chopins subtilen Nocturne-Satz, als auch Rachmaninoffs «Faust»-Protzerei mustergültig beherrscht.