Zirkus? Nein, danke! Erzeugt bei mir Assoziationen an vermenschlicht-dressierte Tiere, kitschig-glitzernde Kostüme an Po-schwenkende Frauenkörper, die womöglich noch zersägt werden, und schlechte Musikeinspielungen.
Circus Monti? Ja, bitte! Nicht erst, seit wir vor vielen Jahren mit der Familie eine Woche im altehrwürdigen Monti-Zirkuswagen verbracht haben. (Danke noch an die Primarschullehrerinnen, die dieses Abenteuer gegenüber der skeptischen Schulpflege unterstützt haben.)
In «Bric Brac», der aktuellen Monti-Vorstellung, war ich schon zweimal. Keine Tiere, keine Glitzerkostüme, dafür eine hervorragende Zirkuskapelle, jede Menge Freude und akrobatische Präzision. Und das alles in Brockenstuben-Ambiente, da lacht mein Herz!
Was mich aber am meisten bewegt: das Miteinander der 12 Artist*innen über alle Länder- und Sprachgrenzen hinweg. Auch das grenzenlose Vertrauen, das sie zueinander haben, wenn sie sich gegenseitig in die Arme und um die Köpfe fliegen. Immer ohne Netz und doppelten Boden, oft nur gesichert durch ein Seil, das durch die Kolleg*innen im Hintergrund präzise geführt wird. Wahnsinn. Alles wirkt so locker-flockig, so einfach und verspielt.
Könnten wir uns doch ein wenig von dieser grenzenlosen Freude, von den 24 Händen, die erst im Miteinander zum Aktions-Team werden, von der Offenheit und dem gegenseitigen Vertrauen, vom Stöbern in der Vergangenheit und dem Ankommen in der Gegenwart herüberholen in die richtige Welt …
Wieder zu Hause angekommen, noch schnell die Spätausgabe der Tagesschau. Böses Erwachen in der realen Welt. Zum Glück ist der Circus Monti noch bis Ende November in der Deutschschweiz unterwegs.
Regula Laux, Medienpädagogin, Laufenburg, Stiftungsrat Pro Argovia, Mitglied des AGKV-Vorstands