Ein Stück Sicherheit für unterwegs: Reiseapotheke, Anfang 18. Jh., Holz, Leder, Glas, Papier, Siegelwachs, 14 cm × 18 cm × 17 cm, Sammlung Museum Aargau, Inv.-Nr. K-940
Die Reiseapotheke des 18. Jahrhunderts erzählt von einer Sehnsucht, die bis heute besteht: unterwegs gegen das Unvorhersehbare gewappnet zu sein. In den kleinen Phiolen lag nicht nur Medizin, sondern auch ein Stück Hoffnung, ein stilles Versprechen von Sicherheit. Denn wer reist, bricht aus dem Gewohnten auf und tritt ein in das Reich des Ungewissen. Jede Pille, jedes Pulver war ein Versuch, das Chaos der Welt in eine geordnete Truhe zu bannen. Doch lehrt uns nicht gerade das Reisen, dass das Leben sich den Fächern unserer ersehnten Ordnungssysteme immer wieder entzieht? Zwischen floralen Ornamenten und lateinischen Kürzeln erscheint die Apotheke als Sinnbild für unser Bedürfnis, das Unberechenbare zu kontrollieren – und zugleich als Erinnerung daran, dass wir am Ende mehr Vertrauen brauchen als Tabletten: Vertrauen in den eigenen Körper, in die Mitmenschen, in das Leben selbst.
Rudolf Velhagen, Chefkurator bei Museum Aargau, erkundet an dieser Stelle die verborgenen Botschaften der Dinge. Nicht weniger als 55'000 historische Objekte aus der kantonalen Sammlung warten auf ihre Befragung.