Kolumne

Mark Rothko-Bilder «optimieren»

Von
Regula Laux

Die AGKV-Kolumne

Neulich war ich mit zwei Jugendlichen im Museum. Beim Betrachten der grossflächig und farbenfroh angelegten Bilder von Mark Rothko, einem meiner Lieblingsmaler, tauschten sich die beiden aus:

«Wie gefällt dir das?» – «Ganz gut, Gelb und Orange sind meine Lieblingsfarben» – «Aber das kann doch jeder, einfach so Farbflächen malen.» L. geht ganz dicht ans Bild, schaut es genauer an und zieht mit dem Finger die Linie nach:

«Die Übergänge würden wir bestimmt sauberer hinbekommen.» – «Klar, und dank ‹Künstlicher Intelligenz› wäre das eine ganz einfache und flotte Sache!»

Ich war perplex, erzählte den beiden etwas über die Surrealisten und den Abstrakten Expres­ sionismus. Erklärte, dass es Rothko in seinen Bildern um Emotionen, Harmonie und soziale Gerechtigkeit geht, dass er zeitlebens versuch­ te, den allgemeinen faschistischen Tendenzen künstlerisch etwas entgegenzusetzen. Und ich erwähnte, dass Mark Rothko als überzeugter Sozialist darunter litt, dass seine Bilder zu so horrend hohen Preisen gehandelt werden. Ungläubiges Kopfschütteln der beiden:

«Wir hätten nichts dagegen, mit unseren KI­ Bildern Millionen zu machen!» – «Und wir wür­ den den Output sicher optimal optimieren!» Keine Ahnung, warum mir grad in diesem Moment das Schweizer «Unwort 2023» in den Sinn kam: «Monsterbank», in Anlehnung an die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Mein nächster Gedanke: Wenn wir dem künstle­ rischen Bereich ein eigenes «Unwort» zuordnen würden, so wäre «optimieren» wohl eine valable Anwärterin. Denn: Den Körper, Arbeitssitzungen oder betriebliche Abläufe zu optimieren ist das eine, vermeintliche Optimierungen im kulturell­/ künstlerischen Bereich etwas ganz anderes.

Regula Laux, Stiftungsrätin Pro Argovia, Mitglied des AGKV-­Vorstands