Kulturelle Förderung für die Zukunft

Von
Lukas Renckly-Ekici

Das Projekt «Sound Gate» an der BBB Baden mit Rahel Kraft (Sängerin, Klangkünstlerin und Performerin) und Nik Fischer (Kulturmanager, Kulturvermittler und Kurator). Foto: Gerda Baumgartner

Seit zwei Jahrzehnten bringt das Programm «Kultur macht Schule» im Kanton Aargau Kunst und Kultur in die Schulen. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche mit kulturellen Inhalten und der künstlerischen Praxis vertraut zu machen und ihre Zukunftskompetenzen zu fördern.

Im Jahr 2005 wurde «Kultur macht Schule» gegründet, um die Kulturvermittlung im Kanton Aargau zu stärken. «Kultur macht Schule» ist ein Programm der Fachstelle Kulturvermittlung, Abteilung Kultur, Departement Bildung, Kultur und Sport. Heute ist das Programm ein Erfolgsmodell: Jährlich nehmen rund 95 000 Schüler*innen teil, und über die letzten 20 Jahre hinweg waren es insgesamt 2.2 Millionen Kinder und Jugendliche im Aargau. «Kultur macht Schule» richtet sich an alle Schulstufen, vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe II. Die Angebote sind vielfältig und reichen von Theaterbesuchen, Museumsbesuchen, Konzertbesuchen, Poetry-Workshops und Lesungen über Projektwochen bis hin zu längerfristigen Projekten mit Kulturschaffenden und Kulturbetrieben in sämtlichen Sparten. Die Website www.kulturmachtschule.ch gibt Einblick in die verschiedenen Vermittlungsangebote und Fördermassnahmen für den Kultur- und Schulbereich.

Werte für die Gesellschaft

«Kultur macht Schule» fördert die Auseinandersetzung mit kulturellen Inhalten und der künstlerischen Praxis. Dadurch werden Kinder und Jugendliche bei der Entwicklung von Zukunftskompetenzen wie kritisches Denken, Kreativität, Kommunikation und Teamarbeit unterstützt. Denn insbesondere in Kulturprojekten können diese Kompetenzen gefördert werden. Sei es beispielsweise bei der Entwicklung eines Dokumentarfilms: Die Schüler*innen betreiben Recherchen, erarbeiten sich ein Drehbuch, lernen moderieren, setzen sich mit Software zur Bearbeitung des Filmmaterials auseinander und lernen ihre Smartphones als kreative Werkzeuge kennen. Damit unterstützt «Kultur macht Schule» Kinder und Jugendliche dabei, sich auf das berufliche Leben vorzubereiten und Fähigkeiten zur Teilhabe und Mitbestimmung in einer demokratischen Gesellschaft zu entwickeln. Gerade in einer Zeit, in der sich die Welt rasant verändert, sind diese Kompetenzen unverzichtbar.

Ein Netzwerk, das trägt

«Kultur macht Schule» setzt auf ein dichtes Netzwerk: Lehrpersonen, Kulturschaffende und Kulturbetriebe arbeiten Hand in Hand. An 70 Prozent aller Volksschulen sowie an sämtlichen Berufs- und Kantonsschulen gibt es mittlerweile Kulturverantwortliche, die ihr Kollegium bei der Nutzung von Kulturangeboten oder der Durchführung von eigenen Kulturprojekten unterstützen und Weiterbildung- und Informationsveranstaltungen besuchen. Ein Highlight ist das dezentrale Theaterfestival «Theaterfunken», an dem jedes Jahr über 10 000 Kinder und Jugendliche teilnehmen und professionelle Kinder- und Jugendtheaterproduktionen erleben. Auch hier zeichnet ein Netzwerk verantwortlich: Elf Kulturbetriebe in den verschiedenen Regionen des Aargaus kuratieren gemeinsam mit «Kultur macht Schule» Jahr für Jahr ein vielfältiges Theaterprogramm für die Volksschule.

Ein Mix aus Fördergefässen

Doch das Programm geht noch weiter: Mit Fördergefässen wie «Artists in Residence» ziehen Kunstschaffende für mehrere Wochen mit ihrem Atelier in die Schule ein und arbeiten mit den Klassen zusammen. Dafür sind aktuell auch Residenzen zu vergeben, Interessierte Schulen können sich bei «Kultur macht Schule» melden. Bei «Prozessor» entstehen partizipative Projekte, die über Wochen oder Monate laufen und meist interdisziplinär ausgerichtet sind. Zudem zeichnet «Kultur macht Schule» mit dem «Funkenflug» Jahr für Jahr Kulturprojekte von Schulen im Kurtheater Baden aus. Die Gewinnerschulen erhalten ein Preisgeld, das für die Nutzung von Kulturangeboten oder die Umsetzung von eigenen Kulturprojekten genutzt werden kann.

Lukas Renckly-Ekici, Fachstelle Kulturvermittlung des Kantons Aargau

Starkes Zeichen für kulturelle Bildung

Das 20-Jahre-Jubiläum ist auch ein Anlass, um nach vorne zu blicken: Wie kann Kultur an Schulen noch besser verankert werden? Wie können Kulturschaffende und Kulturbetriebe Lehrpersonen dabei unterstützen, ihre Bildungsziele zu erreichen? Zu diesen und weiteren Fragen fand am 23. August 2025 eine Fachtagung zur kulturellen Bildung in der Alten Reithalle in Aarau statt. Am gleichen Abend wurde das 20-Jahre-Jubiläum mit einem breiten Kulturprogramm gefeiert. Gemeinsam mit Wegbegleiter*innen aus Kultur, Bildung, Politik und Gesellschaft blickte «Kultur macht Schule» auf zwei Jahrzehnte engagierte Arbeit zurück. Mehr als 200 Personen nahmen an den beiden Veranstaltungen teil und setzten damit ein starkes Zeichen für die Bedeutung kultureller Bildung. Die Statements einer Auswahl von Wegbegleiter*innen sowie weitere Persönlichkeiten stehen im Kontext des Jubiläums.

«Die Zahlen sprechen für sich: Über 2,2 Millionen teilnehmende Schülerinnen und Schüler seit 2005, über 2 500 Angebote und Projekte jährlich, fast 160 Netzwerkpartnerinnen und -partner. Zudem haben inzwischen 70 Prozent aller Volksschulen und die gesamte Sekundarstufe II eine kulturverantwortliche Person – das ist einzigartig in der Schweiz.»

Martina Bircher, Regierungsrätin, Departement Bildung, Kultur und Sport

«Kultur macht Schule» ermöglich mehrwöchige Residenzen von Kunstschaffenden an Schulen. Hier mit Daniel Bracher und Petra Njezic an der Schule Uerkheim. Foto: Mike Enicht Mayer

«Die Kulturvermittlung unterstützt Kinder und Jugendliche dabei, ihre eigenen Stärken und ihre Selbstwirksamkeit zu erkennen und zu entwickeln, und sie befähigt sie, Perspektiven zu wechseln und Kultur und kulturelle Vielfalt als Ressource zu begreifen und zu nutzen. Kultur macht Schule macht Zukunft!»

Georg Matter, Leiter Abteilung Kultur