Die AGKV-Kolumne
«Voll krass», so die spontane Reaktion einer Vierzehnjährigen bei einer Führung durch die Ausstellung «Hauptsache gesund» im Stapferhaus in Lenzburg. Krass fand sie die Information, dass in der Schweiz pro Jahr 4800 Tonnen Medikamente vernichtet werden. Einige ihrer Mitschüler*innen hatten vorher Schätzungen abgegeben: 200 Kilogramm, 3 Tonnen oder gar 5 Tonnen … Nein, 4800 Tonnen im Wert von fast vier Milliarden Franken sind es jährlich!
Vor der Plexiglasscheibe, hinter der Tausende Pillen und Tabletten in allen Farben und Formen zu sehen sind, geben sich einige der Schüler*innen als wahre Pillen-Expert*innen zu erkennen: «Ja weisch, das hilft mega gäge Chopfweh.» «Mit dem da chan ich mich viel besser konzentriere. » «Nei, das gäle da, chan ich nöd empfehle.»
Die Dritt-Sekler*innen orten ihre grössten Probleme im psychosozialen Bereich – Stress, Prüfungsangst, Überforderung. Ob da die Verschreibung von Pillen das Richtige ist?
In Neuenburg gibt es seit neustem Museumsbesuche auf Rezept. Ein toller Ansatz, wirken Kunst und Kultur doch erwiesenermassen positiv auf Geist und Körper jeden Alters. Doch nur wenige mögen allein ins Museum gehen, zu gross die Hemmschwelle oder zu klein der Kreis von möglichen Begleiter*innen. Da müsste also neben dem Rezept auch gleich noch ein «Gschpänli» verschrieben werden. Eine konzertierte Aktion von Mediziner*innen, Krankenkassen, Kulturhäusern und Museen, Vermittler*innen und Begleitenden … auf Rezept?
Zu aufwändig und teuer? Ich erinnere an die 4800 Tonnen Medikamente bzw. die vier Milliarden Franken, die jährlich im Müll landen! Wieviel davon im «Kulturkanton Aargau» anfallen, müsste wohl erst noch eruiert werden.
Regula Laux, Medienpädagogin, Laufenburg, Stiftungsrat Pro Argovia, Mitglied des AGKV-Vorstands