Flexionen des Alltags

Kleine Schritte

Von
Eva Seck

Die Eva-Seck-Kolumne

Seit Mitte September gibt es bei uns im Quartier den lange geplanten Super-Block-Test nach dem Vorbild Barcelonas, wo jeweils in neun Wohnblocks der Verkehr beruhigt und Parkplätze aufgehoben wurden. Auf der Webseite von «umverkehR» lese ich, dass es in Barcelona inzwischen sechs Superblocks gibt, in denen insgesamt rund 6000 Menschen leben. Dutzende Plätze wurden in Grün-, Kultur- und Sozialflächen umgewidmet, die lokale Infrastruktur aus kleineren Läden wurde gestärkt, da viel mehr Menschen zu Fuss einkaufen gingen. In Basel beginnen wir kleiner: Für ein Jahr werden testweise vier Quartiersstrassenabschnitte rund um ein Schulhaus für den Durchfahrtsverkehr offiziell gesperrt. Handwerk, Anwohnende und Lieferdienste dürfen natürlich wie gehabt zufahren. Dafür wurden blaue Parkplätze aufgehoben, die von der Stadtgärtnerei mit Pflanzenkübeln begrünt und mit Sitzgelegenheiten und Spielkisten bestückt wurden. Um diese Pflanzen kümmern sich die Anwohnenden selbst und viele haben auch bereits ihre eigenen Pflanzentöpfe, Gartentische und Stühle herausgestellt. Eine kleine Stadtoase. Nicht weit von unserem Haus wurde eine Boule-Bahn platziert, die wir rege nutzen, wenn das Wetter mitmacht. Einziger Wermutstropfen sind trotz gut sichtbaren Fahrverbots die durchfahrenden Autos, denen man am Samstagnachmittag im Minutentakt Platz machen muss oder Menschen, die auf den gelben Umschlagplätzen und jeder noch so kleinen Lücke ihre Autos wildparkieren. Ob sich diese erst an die neue Signalisation gewöhnen müssen, wie die Stadt meint? Vorerst freue ich mich über die kleinen Schritte, die wir im Quartier gemeinsam vorwärtsgehen.

Eva Seck (*1985 in Rheinfelden) schreibt Lyrik, Prosa und essayistische Texte. Ihr letzter Gedichtband «versick-erungen» erschien 2022 im Verlag «die brotsuppe» in Biel. Sie lebt mit ihrer Familie in Basel.