Film

Filmtipps für Juni 23

Von
Brigitte Siegrist

Vertrackte Liebesgeschichten an der Ostsee und in Buenos Aires.

Wunderschöne Sultanstochter

«Roter Himmel» von Christian Petzold, Deutschland 2023

Mit «Undine» hatte uns die Schauspielerin Paula Beer bereits verzückt und schwebend leicht in die magische Welt der Liebe geleitet. Dieses Mal inszeniert Christian Petzold sie im Quartett von jungen Menschen, die sich im Sommer im einsamen Haus an der Ostseeküste zusammenfinden. Nadja jobbt als Eisverkäuferin im Dorf am nahen Strand, an dem Devid als Rettungsschwimmer Dienst tut. Die Freunde Leon und Felix wollen etwas Distanz zum Alltag. Es ist heiss, in der Ferne brennt der Wald, und in der Nähe glimmt die Liebe. Es gibt das Glück und die Sehnsucht, aber auch Empfindlichkeiten. Zu den traumhaften Momenten in diesem wunderbaren Sommerfilm aus dem Hier und Jetzt gehört Heines Gedicht «Der Asra» um die Sultanstochter. Wenn Paula Beer es anstimmt, scheint die Zeit still zu stehen. Christian Petzold hat für seinen Ausflug ins Strandhaus in Berlin hochverdient den Grossen Preis der Jury gewonnen.

Ab 25. Mai im Kino

Unglaublich, aber wahr

«La syndicaliste» von Jean-Paul Salomé, Frankreich 2022

Maureen setzt sich als Gewerkschafterin beim französischen Atomkonzern Aveva für die Rechte der Mitarbeiter*innen ein. Als sie Wind von geheimen Verträgen bekommt, die einen Technologietransfer nach China vorsehen und Tausende von Arbeitsplätzen aufs Spiel setzen, legt sie sich mit den Mächtigen an. Ein packender Politthriller, der im sexistisch geprägten Klima der Chefetagen für die beharrliche Kämpferin zum existenziellen Drama wird. Jean-Paul Salomé baut in der dichten Erzählung maximale Spannung auf und steuert auf eine vielschichtige, verfängliche Ambivalenz zu, die auch in der unbeugsamen wie zerbrechlich wirkenden Hauptfigur angelegt ist und Isabelle Huppert zu einer weiteren Glanzrolle anspornt. Basiert auf der wahren Geschichte von Maureen Kearney im Jahr 2012.

Ab 8. Juni im Kino

Alles Tango

Adiós Buenos Aires, German Kral, Argentinien 2022

2001 steckt Argentinien in einer der heftigsten Wirtschaftskrisen. Sie bringt ganz normale Menschen von einem Tag auf den anderen um ihre Ersparnisse; das Geld ist nichts mehr wert. In der Hauptstadt versucht sich die Tangoband «Vecinos de Pompeya» mit Auftritten über die Runden zu retten, wobei ihr Bandoneonspieler Julio plant, sich mit Tochter Paula und Mutter Dorothea nach Deutschland abzusetzen. Während er das Notwendige dazu erledigt, stösst er mit der impulsiven Taxifahrerin Mariela zusammen, und dies im wahrsten Sinn des Wortes. Der Schaden an seinem Auto ist vernichtend, die Folgen für sein Gefühlsleben sind beflügelnd. Und wir schauen mit Rührung zu, wie sich aus kaputtem Blech eine Beziehung anbahnt. Alles Tango.

Ab 15. Juni im Kino