Klaus Merz, 2025.
Haymon Verlag/Aichner
Natürlich darf den vielen Anlässen der Jubilar selbst nicht fehlen. Wir haben mit Klaus Merz gesprochen – über die Kunst, das eigene Schaffen und künftige Wünsche.
Klaus Merz: Während das Explizieren und Theoretisieren ja eher zum wissenschaftlichen oder sachlichen Schreiben gehört, war mein literarisches Schreiben von Anfang an der «Darstellung», also dem Finden und Erfinden von Bildern verpflichtet. Diese Verwandtschaft zur bildenden Kunst hat mich unbewusst wohl schon früh «angesprochen». Durch Bilder in meinem Menziker Elternhaus und erste Begegnungen mit «richtigen» Malern, mit Adolf Weber etwa oder Kurt Hediger; sie fungierten als Türöffner zu vielen anderen Bilder-Welten.
Nein, meine Frau und ich sind keine eigentlichen Sammler, aber wir teilen unsere Liebe zur bildenden Kunst miteinander, unsere Bilder fanden meist über freundschaftliche Verbindungen zu uns. Oder ich tauschte Texte gegen Bilder ein. Sie sind uns, neben anderen Aussichten, buchstäbliche Fenster in die Welt.
Darf ich es so sagen, der Maler Heinz Egger, der während der vergangenen 40 Jahre die Umschläge zu meinen Büchern und oft auch bildnerische «Paraphrasen» zu meinen Texten beigesteuert hat, hat immer gesagt, er wäre eigentlich lieber Schriftsteller geworden, während ich lieber Maler geworden wäre: So ergänzten wir einander ein Leben lang übers Kreuz.
Nein, keine Routine, denn ich wartete eigentlich immer darauf, bis «der Blitz einschlug» und eine Geschichte, ein Gedicht mich im Nacken packte und unbedingt «gelöscht» werden wollte. Ich war also fast ein Leben lang auf Pikett – wie die Feuerwehr. In diesen Wartezeiten telefonierten mein Freund und Kollege Markus Werner und ich oft zusammen. Auch er gehörte dieser Art von «Feuerwehr» an. – Und, ja, natürlich gibt es da auch Notizbücher und Reisejournale, zwei Laufmeter vielleicht. Aber es ging mir mit dem Notieren stets ähnlich wie mit dem Fotografieren: Viel Festgehaltenes wurde nie «entwickelt». Doch es ist gut zu wissen, dass die Filme und Speicher nicht leer sind.
Natürlich schöpfe ich, bei meiner Art zu schreiben, vor allem aus mir selber heraus. Aber, nein, mit Autobiografien habe ich nichts am Hut. Weil mich – sowohl in der Kunst wie auch in der Literatur – das blosse ABBILD nie interessiert hat, sondern nur das «Inbild», die Ahnung vom WESEN der Dinge und Geschehnisse.
Dem Forum Schlossplatz wünsche ich, dass es so lebendig bleibe, wie es vor einem Vierteljahrhundert angedacht worden – und bis heute geblieben ist! Sodass Josef Felix Müllers fein gekerbte Menschen von der Fassade des benachbarten Stadtmuseums herab auch weiterhin geneigt hinüberschauen können auf das schöne Haus im Park.
Dem Aargauer Kunsthaus aber gönnte ich über seinen reichen Schätzen endlich ein ordentliches Flachdach, das Herzog & de Meuron (als etwas verspätete Garantiearbeit) sicherlich gern aus ihrem eigenen Portokässeli begleichen werden. Und zum Schluss vielleicht noch dies: Unserem vorlautesten Aargauer Volksvertreter in Bern wünsche ich zu Weihnachten eine wetterfeste Wehrmachtsuniform für seine frohen Wanderungen im helvetischen Alpenraum.