Dieses Jahr haben die Zofinger Literaturtage Autor*innen aus den Philippinen eingeladen. Ein Fenster in eine bisher kaum bekannte Literaturlandschaft.
Zofingen steht Ende Oktober ganz im Zeichen der Philippinen. Denn die Zofinger Literaturtage orientieren sich traditionsgemäss an der Frankfurter Buchmesse und diese wiederum hat 2025 den südostasiatischen Staat als Gastland auserkoren. «Ich freue mich sehr auf unser Festival. Die eingeladenen Autor*innen haben grosse Lust darauf, bei uns zu lesen und nach ihrem Besuch in Frankfurt noch hierher zu reisen», sagt Julia Knapp, die Programmleiterin der Literaturtage Zofingen.
Die Zusammenarbeit mit der philippinischen Delegation habe hervorragend geklappt. Nicht zuletzt dank der Unterstützung von Annette Hug. Sie ist Autorin und Übersetzerin und hat lange in Manila gelebt. An den Literaturtagen Zofingen ist sie mit einem ihrer Bücher anwesend sowie als Moderatorin auf der Bühne.
Bei der Auswahl der Werke für das Festival achtete Julia Knapp vor allem auf die Themenvielfalt und auf ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis der Mitwirkenden. «Die grösste Herausforderung war, zeitnah an alle Übersetzungen zu kommen.» Zwar gäbe es im Zusammenhang mit der Frankfurter Buchmesse ein spezielles Förderprogramm für Übersetzungen. «Aber kaum ein Verlag hierzulande hatte vorher philippinische Literatur im Portfolio.»
Durch die von ihr ausgesuchten Romane habe sie viel über die Kultur und Geschichte der Philippinen gelernt, sagt Julia Knapp. Wer zusätzlich zu den durch die Lesungen entfachten Bilder im Kopf auch visuelle, bewegte Bilder möge, solle sich am besten Tickets für den Filmabend am Samstag besorgen und sich «The Woman in The Septic Tank» ansehen.
ZOFINGEN Rathaus, Fr, 24. Oktober, 18 Uhr (Eröffnung), Kulturhaus West, Sa, 25. / So, 26. Oktober
Programm: literaturtagezofingen.ch
Jessica Zafra gehört zu den bekanntesten Autorinnen der Philippinen. Sie ist zudem Fernsehmoderatorin und verfasst regelmässig Kolumnen für den «New Yorker». Ihr Stil zeichnet sich durch Humor, Zynismus und Ironie aus. In «Ein ziemlich böses Mädchen» gibt eine Mutter ihre Stelle als Lehrerin, bei der sie stets zu Gunsten unfähiger Männer bei Beförderungen übergangen wird, für ein Angestelltenverhältnis als Bedienstete und Köchin bei einem Patriarchen auf. Teil des Deals: Ihre Tochter darf auf eine Privatschule. Nach dem plötzlichen Tod der Mutter muss das Mädchen sich selbst zurechtfinden. Aus der Tochter-Perspektive zerpflückt Zafra die Privilegien der gehobenen Gesellschaft scharf und ironisch zugleich.
Jessica Zafra liest am So, 26. Oktober, 11.30 Uhr im Kulturhaus West.
Allan N. Derain gilt als Shootingstar der philippinischen Literatur und ist als solcher hoch gehandelt. Sein Roman «Das Meer der Aswang» unterscheidet sich auf vielen Ebenen von den gängigen, hierzulande bekannten Romanen aus dem westlichen Kulturkreis. «Er ist anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Ich empfehle den Leser*innen sehr, sich auf das Buch einzulassen», sagt die Programmverantwortliche der Literaturtage Zofingen, Julia Knapp und fügt hinzu: «Dann erleben sie einen bunten Rausch.» Der Roman dreht sich um ein Mädchen, das sich in ein Aswang, ein Fabelwesen aus der philippinischen Mythologie, verwandelt – und fasziniert die Kraft ihres neuen Körpers entdeckt. Allan N. Derain lässt die Grenzen zwischen Mythos und Geschichte, Kolonialgewalt und Geisterwelt verschwimmen und setzt dabei auf eine Protagonistin, die ihresgleichen sucht.
Allan N. Derain liest am So, 26. Oktober, 15 Uhr im Kulturhaus West.
Katrina Tuvera lebt und arbeitet in Manila. Neben ihrem Band mit Kurzgeschichten veröffentlichte sie bereits zwei Romane, für die sie den National Book Award der Philippinen erhielt. In «Die Kollaborateure» zeigt sie, wie sich die realen politischen Verstrickungen und Umwälzungen des Landes im Laufe der Jahrzehnte auf den Mikrokosmos einer Familie auswirken. Die Leser*innen erfahren viel über die Geschichte der Philippinen, die in jüngerer Zeit geprägt ist vom Zweiten Weltkrieg, der Marcos-Diktatur und politischen Dynastien, tauchen aber gleichzeitig in eine fiktionale, spannende Familiengeschichte ein. «Die Kollaborateure» ist der erste Roman Tuveras, der auf Deutsch übersetzt wurde.
Die Autorin liest am Sa, 25. Oktober, 11 Uhr im Kulturhaus West.