Musikalisches Chamäleon: Evelinn Trouble.
Noëlle Guidon
Die Songschreiberin und Sängerin Evelinn Trouble ist mit Band und String-Trio zu Gast im Salzhaus Brugg. Es erwarten uns Hollywood-Versionen bekannter und neuer Songs der Zürcher Künstlerin.
Sie ist und bleibt ein musikalisches Chamäleon – Linnéa Racine alias Evelinn Trouble. Immer auf der Suche nach Neuem führt der Weg ihres aktuellen Langspielers «Longing Fever» in eine emotionale Welt voller Sehnsüchte und Melancholie. Die komplexen Kompositionen bewegen sich zwischen zarten Singer-Songwriter-Melodien, psychedelischem Alternative Rock und einer guten Portion New-Wave-Synthies, doch auch vor Hip-Hop oder Minimal schreckt Evelinn Trouble nicht zurück.
Zwar sind die Tracks mittlerweile etwas weniger intrikat und ihre Stimme nicht mehr so laut wie noch auf den Vorgängerwerken, an Kreativität und Vielschichtigkeit hat die Musik der Zürcher Künstlerin jedoch nichts eingebüsst. Ihre markant-virtuose Stimme verleiht dem Sound noch immer eine unglaubliche Tiefe und sorgt für Gänsehaut-Atmosphäre.
Musikalisch war Evelinn Trouble schon von Kindsbeinen an. Mit gerade einmal vier Jahren lernt sie die ersten Jazz-Standards von ihrer Mutter, übt sich am Klavier und später an der E-Gitarre und gründet mit gerade einmal 13 Jahren eine Punk-Band. Mit Sieb zehn gibt sie sich den Namen Evelinn Trouble und nimmt für ihre Maturarbeit in Eigenregie ein Album auf. Es folgt ein Musikvideo für die GSoA-Initiative gegen Kriegsmaterialexporte, eine Tour mit Sophie Hungers Indie-Band Fisher und ein Projekt mit Rapper Stress. Im Jahr 2018 erhält sie dann für ihr Schaffen den Schweizer Musikpreis – und wurde vom Bundesamt für Kultur als «Provokateurin mit Spreng kraft» bezeichnet.
Doch während ihrer steilen Karriere gab es auch Rückschläge: Mehrmals hatte sie mit schmerzhaften Knötchen auf den Stimmbändern zu kämpfen, und im Jahr 2012 erleidet sie bei einem Sprung auf einen einfahrenden Zug schwere Verbrennungen durch die unter Hochspannung stehenden Fahrleitungen. Zwölf Jahre später sind davon nur noch die Narben zu sehen, ansonsten hat sie sich von dem tragischen Vorfall erholt und öffnet nun ein neues Kapitel ihrer musikalischen Karriere: Das Evelinn-Trouble-Orchestra inklusive Finta*- Band und drei Streicher*innen. Zu hören gibt’s nicht nur Neuinterpretationen aus «Longing Fever», sondern auch brandneue Titel der eben erschienenen EP «Started a Fire». Sie selbst meint zum neusten Projekt: «Wir spielen die Hollywood-Versionen meiner Songs.» Man darf gespannt sein.