Das offene Objekt

Der Trost der Dinge

Von
Rudolf Velhagen

Können uns historische Objekte nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Trost spenden? Für mich liegt der Trost der Dinge in ihrer stillen und unveränderlichen Präsenz, die uns durch die Höhen und Tiefen des Lebens begleitet. Ein abgenutztes Buch, das in Momenten der Einsamkeit Trost gespendet hat, ein alter Stuhl, der über Generationen hinweg Gespräche, Freude und Trauer miterlebt hat – diese Dinge sind mehr als nur «historische Objekte», die uns zu Hause umgeben oder in einem Museum bewundert werden. Dinge tragen unweigerlich die Spuren unserer Existenz, bewahren Erinnerungen und erzählen Geschichten ohne Worte. In ihrer Beständig- keit bieten sie uns Halt in einer Welt, die von stetem Wandel und Unsicherheit geprägt ist. Während sich Menschen – als ambivalente und widersprüchliche Wesen – verändern, bleiben Dinge stille Zeugen unserer Vergangenheit und Verbindungen zu unserem inneren Selbst.

Dinge verkörpern das Vertraute, das uns in Momenten der Unruhe beruhigt. Doch ihr Trost liegt auch in ihrer unausweichlichen Vergänglichkeit, denn sie erinnern uns daran, dass das Leben selbst flüchtig ist. Auch im Vergehen und Verlieren der Dinge erkennen wir die Kostbarkeit des Augenblicks, das Wertvolle im Hier und Jetzt. So bieten uns Dinge nicht nur Beständigkeit, sondern auch die Weisheit, stets im Moment zu verweilen und auch das Unscheinbare zu schätzen.

Rudolf Velhagen, Chefkurator bei Museum Aargau, erkundet an dieser Stelle die verborgenen Botschaften der Dinge. Nicht weniger als 55 000 historische Objekte aus der kantonalen Sammlung warten auf ihre Befragung.