Bühne

Der rebellische zeitlose Geist von Carmen

Von
Verena Naegele

Intensives Eintauchen in die Figuren an den Proben.

BÜHNE «Tanz und Kunst Königsfelden» inszeniert unter der Leitung von Filipe Portugal die ikonische Oper «Carmen» als Ballett. In der frisch renovierten Klosterkirche Königsfelden verschmelzen Tanz, Musik und visuelle Kunst zu einem einzigartigen interdisziplinären Erlebnis.

Mit einem Paukensachlag präsentiert sich Filipe Portugal zum Einstand als neuer künstlerischer Leiter von «Tanz und Kunst Königsfelden» in der frisch renovierten Klosterkirche. Der Portugiese mit reicher Erfahrung als Solotänzer und Choreograph am Opernhaus Zürich, am Stuttgarter Ballett und anderen hochkarätigen Tanzhäusern, ist mit seinem breiten Repertoire und grossen Fachwissen eine perfekte Wahl für die Nachfolge der Festivalgründerin Brigitta Luisa Merki. Die Erwartungen an den «Neuen» sind entsprechend hoch.

Filipe Portugals Start ist mit «Carmen», einem musikalischen Schlager der Operngeschichte von Georges Bizet, sehr ambitiös, aber auch spannend. Die Geschichte um Carmen, die als Tabakarbeiterin in Sevilla lebt, beruht auf einer Erzählung von Prosper Mérimée aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Seine Wahl begründet Filipe Portugal: «Carmen lässt sich absolut in die heutige Realität übertragen, Themen wie Geschlechterrollen und weibliche Selbstbestimmung, Freiheit versus Kontrolle, Leidenschaft und Besessenheit sind nach wie vor hochaktuell.»

Als weiterer Beweggrund, sich des Themas anzunehmen, nennt Portugal die Figur der Carmen als Symbol für Freiheit: «Sie ist eine Frau, die furchtlos lebt, ihren Instinkten und Wünschen folgt – ohne zu viel zu analysieren oder sich moralischen Erwartungen zu unterwerfen.» Ihr rebellischer Geist sei zeitlos, er könne, so Filipe Portugal weiter, problemlos auf die Gegenwart übertragen werden: «Carmen ist modern, mit demselben Drang nach Unabhängigkeit, der heute viele Menschen bewegt.»

Filipe Portugal vor der Premiere.

Wenn da nur nicht die Musik von Bizet wäre mit ihren zahllosen «Ohrwürmern», mit denen er uns durch die «Liebesgeschichte» von Don José und seiner widerspenstigen Carmen führt, die lieber den Tod wählt, als sich der Eifersucht ihres Liebhabers zu beugen. So umgarnt Escamillo die laszive Frau mit seiner hinreissenden «Torero»-Arie vor dem entscheidenden Stierkampf, der ihm dann den Sieg bringt und Carmen die Freiheit im Tod.

Der israelische Komponist und Performer Jonathan Keren nimmt sich der heiklen Aufgabe an, in seiner Adaptation das Populäre von Bizets Musik zu wahren, mit Zeitgemässem zu erneuern und dabei auch noch tanzgerechte Musik zu kreieren. Grundsätzlich baut Keren auf zwei Arten von Musik, auf Auszüge aus Bizets Oper und auf eigene Kompositionen. Als er angefragt wurde, stand die Besetzung mit sechs Celli und Perkussion bereits fest, sie stammte von Andreas Fleck, dem künstlerischen Leiter von CHAARTS, der seit längerem mit «Tanz und Kunst Königsfelden» zusammenarbeitet. Das Ensemble wird mit drei Gastkonzerten neu noch stärker in das Festival eingebunden.

Jonathan Keren fand die ungewöhnliche Instrumentation sofort spannend: «Die tiefe, warme Klangfarbe des Cellos, kombiniert mit vielfältigen rhythmischen und atmosphärischen Effekten der Perkussion, erlaubt es, neue Klangräume zu eröffnen und eine besondere emotionale Tiefe zu erzeugen.» Der Komponist schwärmt vom frischen und modernen Klang dieser Kombination: «Beim Arrangieren von Bizets Musik habe ich mir zudem einige Freiheiten genommen – das Ergebnis verwischt teilweise bewusst die Grenzen zwischen Arrangement und Komposition.»

Die leidenschaftliche, tragische Beziehung bleibt das emotionale Zentrum der Produktion.

Es ist eine spannende Ausgangslage für die insgesamt 14 Tänzerinnen und Tänzer, die auf der Bühne agieren. Mit Giulia Tonelli, der ehemaligen ersten Solistin des Zürcher Balletts und David Coria, einer Leitfigur des neuen Flamencos, sind die Protagonist*innen hochkarätig besetzt. Auch die Figur des Escamillo wird beibehalten, «aber mit einem Twist», wie Filipe Portugal geheimnisvoll ergänzt.

Seine Ansprüche an die Darstellenden sind hoch: «Die leidenschaftliche, tragische Beziehung bleibt das emotionale Zentrum der Produktion. Dabei geht es mir darum, die Figuren nicht nur tanzen, sondern sie wirklich lebendig werden zu lassen. Die Tänzerinnen und Tänzer sollen ihre Rollen nicht einfach darstellen, sondern sie im Moment verkörpern. Dieses intensive, körperlichemotionale Eintauchen in die Figuren ist für mich zentral, um echte Tiefe auf der Bühne entstehen zu lassen.»

Carmen

Freitag, 23. Mai 2025

21:00 – 22:10 Uhr

Samstag, 24. Mai 2025

21:00 – 22:10 Uhr

Sonntag, 25. Mai 2025

17:00 – 18:10 Uhr

Donnerstag, 29. Mai 2025

21:00 – 22:10 Uhr

Freitag, 30. Mai 2025

21:00 – 22:10 Uhr

Samstag, 31. Mai 2025

21:00 – 22:10 Uhr

Sonntag, 01. Juni 2025

17:00 – 18:10 Uhr

Donnerstag, 05. Juni 2025

21:00 – 22:10 Uhr

Freitag, 06. Juni 2025

21:00 – 22:10 Uhr

Samstag, 07. Juni 2025

21:00 – 22:10 Uhr

Sonntag, 08. Juni 2025

17:00 – 18:10 Uhr

Donnerstag, 12. Juni 2025

21:00 – 22:10 Uhr

Freitag, 13. Juni 2025

21:00 – 22:10 Uhr

Samstag, 14. Juni 2025

21:00 – 22:10 Uhr

Sonntag, 15. Juni 2025

17:00 – 18:10 Uhr