Einst war der «Kursaal» Treffpunkt für Gäste der Badener Bäder. Hier trafen sie sich und suchten Zerstreuung bei Musik, Tanz und Spiel. Dieses Jahr wird das Casinogebäude 150 Jahre alt.
Dieses Jahr feiert der Kursaal Baden sein 150-jähriges Bestehen. Der Kursaal? Heute ist kaum mehr bekannt, dass der aktuelle Sitz des «Stadtcasino» einst als «Kursaal» oder auch «Kurhaus» bezeichnet wurde. Ein solches Gebäude gehörte zum Standardangebot eines modernen Kurorts in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. So liest man im «Handbuch» der Architektur von 1894: «Das Cur- und Conversationshaus [ist] als für jeden Curort unbedingt nöthig zu bezeichnen; es soll den Leidenden, die zum erfolgreichen Gebrauch der Heilquellen und Bäder gehörige Zerstreuung gewähren; es soll den Besuchern Ersatz für die Annehmlichkeiten und Anregungen bieten, die sie in grossen Städten zu finden gewohnt und deren sie bedürftig sind, […].» Dass dieses Haus einst der «Herd des geselligen Lebens» von Baden war, ist heute in Vergessenheit geraten. Die Hüllen haben sich mehrfach verändert: die Architektur, die Umgebung, die Infrastruktur, die Nutzungen, die Betreiber ... Überlebt haben das Gebäude und das Bedürfnis der Menschen nach Unterhaltung und Zerstreuung; eine Konstante bilden die Vergnügungsformate zur Befriedigung der kulturellen und gesellschaftlichen Bedürfnisse, die in der 150-jährigen Geschichte und bis heute rund um den einstigen Kursaal stattfinden: Konzerte, Theater, Kulinarik und (Glücks-)Spiel.
Baden gehörte im Schweizer Vergleich zu einer der ersten Kurstädte, als es am 13. Mai 1875 nach einer längeren Planungszeit den repräsentativen Bau mit einem feierlichen Konzert und einem Bankett eröffnete. Auf den Tag genau 150 Jahre später lädt das Projektteam, bestehend aus den beiden Historikerinnen Ruth Wiederkehr und Carol Nater Cartier, im Namen des Bädervereins Baden zur Jubiläumsfeier im Kurtheater. Unter dem Motto «Spiel-Kultur» gibt es eine geballte Ladung Kultur. In Wort, Bild, Musik und Bewegung wird gefragt: Wie viel Kultur steckt im Spiel? Ist Spielen Kultur? Und wie spielerisch darf Kultur denn eigentlich sein? Mit diesem Festakt soll gemeinsam mit den Kulturschaffenden des Thik Theater im Kornhaus, des Kurtheaters und der Neuen Kurkapelle Baden die langjährige Kulturtradition der einstigen Kur- und heutigen Bäderstadt Baden gefeiert und sichtbar gemacht werden. Zudem erscheint das Jubiläumsbuch «Herz des Kurorts, Stadtsaal, Spielcasino», an dem neben den genannten Projektleiterinnen die Historiker* innen Andrea Ventura, Bruno Meier, Fabian Furter und Patrick Schoeck ebenso mitgewirkt haben wie die Fotografin Claude Bühler und der Illustrator Julien Gründisch. Mit über 500 Bildern beleuchtet das Buch die ereignisreiche Entwicklungsgeschichte des Kursaals aus wirtschaftlicher, kultureller, architektonischer und tourismusgeschichtlicher Perspektive. Bis Frühling 2026 finden zahlreiche Jubiläumsveranstaltungen in den Badener Kulturinstitutionen statt und eine neue Stadtführung nimmt Interessierte mit auf einen genussvollen Spaziergang durch den Kurpark. Zudem wird das Historische Museum Baden Ende August eine Ausstellung zum Kursaal eröffnen, ist doch das Kursaaljubiläum zugleich auch das Museumsjubiläum: Im neu eröffneten Kursaal befand sich vor 150 Jahren nämlich auch das erste «Antiquitätenkabinett ». Die dort präsentierte Sammlung bildet den Kern und den Ursprung des heutigen Historischen Museums Baden.
Literaturtipp: «Herz des Kurorts, Stadtsaal, Spielcasino: 150 Jahre Kursaal Baden». Erscheint im Mai. Verlag Hier + Jetzt
BADEN Kurtheater, Di, 13. Mai, ab 17 Uhr (Eröffnungsfeier und Buchvernissage unter dem Motto «Spiel-Kultur»).
Historisches Museum, Do, 28. August (Eröffnung Jubiläumsausstellung)
Kurtheater, So, 19. Oktober (Gala-Konzert der Neuen Kurkapelle)
Weitere Informationen zum Jubiläumsjahr und Einblick in die bewegte Geschichte mit Bildergalerie und Trouvaillen findet man auf: kursaalbaden.ch