Bilder im Kopf (CH 2024) von Eleonora Camizzi.
Filmstill
Bereits zum dritten Mal laden die Brugger Dokumentarfilmtage ein, in vielfältigen Erzählungen die Spektren des Lebens und der Welt zu erkunden.
Ein komplett weisser Raum in der Frontalperspektive, ein kleines Fenster mit Blick auf das Meer, im Raum zwei Menschen, Vater und Tochter, beide ganz in Weiss gekleidet. Visuell ist die Szenerie auf ein Minimum reduziert, wie ein unbeschriebenes Blatt. Und doch ist das, was wir sehen, offensichtlich inszeniert, und gefilmt mit einer Kamera, die gestaltet, hervorhebt und versteckt. Ist das Dokumentation oder Fiktion, und wer bestimmt darüber?
Die Brugger Dokumentarfilmtage erforschen mit ihrem diesjährigen Schwerpunkt-Thema «Grenzen» die Schwellen zwischen Dokumentation und Fiktion. Das vielfältige Programm soll die grosse Bandbreite des nationalen und internationalen Dokumentarfilms aufzeigen. Die beschriebene Szene ist aus dem Werk «Bilder im Kopf» von Eleonora Camizzi. Er läuft an den Dokumentarfilmtagen in der Kategorie aktueller Langfilme.
Dieser beginnt mit der Erzählung einer psychotischen Episode des Vaters. Er sei überzeugt gewesen, einen Deal mit der Königin Englands gemacht zu haben: «Tatsache ist, dass ich plötzlich einen halben Penny im Geldbeutel hatte. Und ich glaube, ich bekam ihn von der Queen». Ausgehend von der stigmatisierenden Diagnose des Vaters entwickelt sich ein aufrichtiger Dialog über die Spektren von krank und gesund, von richtig und falsch.
Der Film «Roman Signer: Die ideale Reisegeschwindigkeit» ist ein persönliches Porträt über den Schweizer Künstler und eine seiner Kunstaktionen. Vor 20 Jahren fuhr er mit einem dreirädrigen Ape-Fahrzeug von Sils nach Polen. Ein Filmteam begleitete ihn. Die Abmachung: Nichts wird zweimal gedreht. Zwischen zufälligen Begegnungen und kleinen künstlerischen Eingriffen entstand so ein Roadmovie. Passenderweise wird der Film an den Dokumentarfilmtagen aus einer Ape im Salzhaus Brugg projiziert. Im Anschluss an die Vorstellung wird Regisseur Afdi Aufdermauer für ein Filmgespräch vor Ort sein. Wer noch nicht genug von Roman Signer hat, kann zudem in der Retrospektive den Film «Signers Koffer» von Peter Liechti aus dem Jahr 1996 sehen.
Ein besonderes Anliegen der Dokumentarfilmtage ist die Nachwuchsfilmförderung. Mit dem Kurzfilmwettbewerb wird jungen Filmemacher*innen und ihren Filmen eine Plattform geboten, um von einem breiten Publikum gesehen zu werden. Filme aus ganz Europa wurden eingereicht, die ausgewählten haben die Chance, den Jury- oder Publikumspreis zu gewinnen. Wer mitbestimmen will, sollte sich die Dokumentarfilmtage vom 18. bis 21. September im Kalender eintragen.